BUND-Landesverband Hamburg

Fernwärme-Kraftwerk Wedel

Das Kohlekraftwerk Wedel hat über Jahrzehnte Fernwärme für Hamburg produziert. Nun soll es abgeschaltet und durch ein neues Versorgungskonzept ersetzt werden. Der BUND engagiert sich dabei für eine möglichst große CO2-Einsparung und ein schnelles Abschalten des alten Meilers vor den Toren Hamburgs.

 (Dirk Seifert)

Der Ersatz des veralteten Kohlekraftwerks am Standort Wedel wurde seit Jahren diskutiert, verschiedene Alternativen wurden geplant und wieder verworfen. Die Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA) plante in Zusammenarbeit mit dem städtischen Versorger Wärme Hamburg ein neues Versorgungskonzept südlich der Elbe (Südvariante). Das Konzept beinhaltet neben einem Gas- und Dampfturbinenkraftwerk eine Wärmepumpe am Klärwerk Dradenau sowie die Nutzung von Müllwärme und industrieller Abwärme. Dieses Potenzial ist in dieser Qualität nur südlich der Elbe einzusammeln. Daher hält der BUND Hamburg die geplante Versorgungstrasse unter der Elbe für vertretbar. Jede weitere Verzögerung wäre nicht im Sinne des Klimaschutzes und der Anwohner*innen in Wedel. Gerade die Menschen am Kraftwerk leiden seit Jahren unter dem immer wieder auftretenden Ausstoß von Partikeln, die eindeutig ätzende Wirkung zeigen.

Der BUND fordert, dass im Rahmen der Südvariante ein möglichst hoher Anteil an erneuerbarer Wärme genutzt wird, die geplante Wärmepumpe eine tragende Rolle im Gesamtkonzept behält und es tatsächlich zu einer Einsparung von mindestens 600.000 t CO2 pro Jahr kommt.  Hamburg - mittlerweile auch Eigentümer der Anlage -  steht hier in der Pflicht, den Kohleausstieg so schnell wie möglich voranzubringen. Als Einstieg muss bereits jetzt ein begrenztes Kohlebudget für das alte Kraftwerk festgelegt werden, damit so wenig wie möglich Kohle in den Sommermonaten zum Einsatz kommt.

Bereits im Dezember 2015 erteilte der BUND einem Gas- und Dampfturbinenkraftwerk (GuD) am Standort Wedel eine klare Absage. Ein neues fossiles Großkraftwerk für die Hamburger Fernwärme würde nicht zuletzt dem Volksentscheid zur Übernahme der Energienetze widersprechen. Dieser nennt als verbindliches Ziel „eine sozial gerechte, klimaverträgliche und demokratisch kontrollierte Energieversorgung aus erneuerbaren Energien“.

Durch den Wegfall des Kohlekraftwerks Wedel müssen nach Gutachtereinschätzung 250 MW Wärmeerzeugungskapazität kompensiert werden. Ab 2016 werden bereits 150 MW durch das Heizwerk Haferweg gedeckt, so dass eine Versorgungssicherheit bis zur Realisierung weiterer Anlagen weitgehend gegeben ist. Weitere Wärmeerzeugungskapazitäten können aus Sicht des BUND durch die Nutzung industrieller Abwärme bereitgestellt werden.

Für den Ersatz des Kohlekraftwerks Wedel favorisierte die BUKEA zuletzt das so genannte „Süd“- Szenario. Dieses soll u. a. eine Wärmepumpe das Abwasser des Klärwerkes Dradenau nutzen und die Müllverbrennungsanlage Rügenberger Damm (MVR) zukünftig in das Fernwärmenetz integrieren. Dazu wurde der Bau einer neuen Wärmeleitung nach Norden unter der Elbe notwendig. Dieses Szenario bietet im Vergleich zum ebenso geprüften „Szenario Nord“ eine höhere Einspeisung von Erneuerbarer Wärme und ist klimapolitisch zu bevorzugen.

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