BUND-Landesverband Hamburg

Haralds wilder Osten

Natur entdecken in Wilhelmsburg

Hier entsteht ein Naturschutz-Wanderweg in Gedenken an Harald Köpke

Der Ende 2021 verstorbene Harald Köpke war jahrzehntelang Naturschützer im Süden Hamburgs und ehemaliger Landesvorsitzender des BUND Hamburg. Wir möchten auf die Natur- und Artenschutzprojekten und die Themen, die ihn bewegt haben aufmerksam machen und Mitmach-Möglichkeiten zeigen. 

Harald Köpke

Harald Köpke war ein unermüdlicher Kämpfer für die Natur in Wilhelmsburg, Hamburg und darüber hinaus. Er war im besten Sinne unbeirrbar und authentisch auf eine menschlich herzliche Art.

Die Umwelt fest im Blick konnte sich Harald an den vielen spannenden kleinen und großen Geschichten der Natur berauschen. Bei ihm blieb es allerdings nicht beim staunenden Beobachten, sondern seiner Begeisterung folgten gezielte Aktionen und handfestes Anpacken, wie z.B. die Pflege von Kopfweiden und Streuobstwiesen, der Bau von Nisthilfen und vieles Mehr.

Aufgrund seines unermüdlichen Engagements, aber auch seiner Kompetenz im Naturschutz war Harald Köpke in Hamburgs Behörden gleichermaßen geschätzt und gefürchtet. Seine Begeisterung für die Natur sprang auf alle über, die ihn bei seinen Führungen und Exkursionen begleiten durften. Mit seiner zupackenden Art motivierte und begeisterte er viele Menschen, sich ebenfalls für die Natur einzusetzen. Er selbst konnte sich in Bewunderung für kleine Wildbienen vertiefen, scheute aber auch vor dem Einsatz von Baggern nicht zurück, um Flächen für die Natur wieder herzurichten.

Harald Köpke hatte sich über 35 Jahren im BUND Hamburg engagiert, war elf Jahre im Vorstand des Landesverbands, davon acht Jahre als Vorsitzender. Auch mit anderen Verbänden wie dem Botanischen Verein, dem NABU oder der Loki-Schmidt-Stiftung arbeitete er immer gerne zusammen. Von der Gründung 1999 bis zu seinem Tod war Harald Mitglied des Stiftungsrates der Norddeutschen Stiftung für Umwelt und Entwicklung (NUE). Auch an der Gründung der Stiftung Ausgleich Altenwerder war Harald maßgeblich beteiligt. Im Jahr 1996 überreichte ihm Loki Schmidt die »Silberpflanze« für sein herausragendes Engagement.

Sich für die Natur zu begeistern und sich für deren Schutz aktiv einzusetzen - dafür braucht es Menschen wie Harald Köpke, dafür braucht es Naturschutzverbände und Stiftungen, aber dafür braucht es auch jeden Einzelnen von uns.

Artenschutz am Trafohaus

Bereits in den 90er Jahren hat der BUND Hamburg zehn ausgediente Trafostationen übernommen, um dort Wohnmöglichkeiten für Wildtiere zu schaffen. Hier in Wilhelmsburg hat sich Harald Köpke maßgeblich um den ökologischen Umbau und die Einrichtung dieses Trafohauses gekümmert.

Gebäudebrüter finden an neuen, sanierten Häusern kaum mehr Platz und Brutmöglichkeiten. Wir konnten Mehlschwalben, Spatzen und Mauerseglern am Trafohaus eine neue Heimat bieten. Wenn die Mauersegler und Mehlschwalben von Mai bis Anfang August hier gemeinsam unterwegs sind, können wir ihre Unterschiede gut erkennen.

Lehmwand für Insekten: An der Ostseite des Trafohauses befinden sich Nisthilfen für Insekten. Schornsteinwespen bauen hier jedes Jahr ihre krummen, filigranen Röhren erst auf und dann wieder ab. Goldwespen beobachten sie dabei ganz genau und warten auf ihre Gelegenheit: Sie nutzen die Arbeit der Schornsteinwespen aus und legen ihre Eier in deren Brut.

Fledermäuse könnten das Trafohaus auch als Quartier nutzen, für sie gibt es verschiedenen Kästen. Bislang konnten wir jedoch noch keine beobachten. Meldet Euch gern bei uns, wenn ihr hier Fledermäuse beobachtet. Harald hätte es sehr gefreut, wenn mehr Arten einziehen würden.

Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer und ein Trafohaus allein keinen Naturschutz.

Das alte Trafohaus als Quartier für viele verschiedene Tiere - das funktioniert nur, wenn die Tiere in der Umgebung auch weitere Lebensräume und Nahrung finden. Insekten finden auf blütenreichen Flächen Nektar und Pollen. Vögel finden dort wiederum Insekten. Ein Trafohaus allein genügt also noch keiner Schwalbe. Daher ist es wichtig, dass in der Umgebung Landwirte Blühflächen einsäen und artenreiche Ausgleichsflächen vorhanden sind.

Wir vom BUND Hamburg kümmern uns weiterhin um das Trafohaus. Wir freuen uns, wenn ihr uns dabei tatkräftig mit Beobachtungen oder mit Spenden unterstützt.

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Schon gewusst?

Hier gibt es weitere spanndende Fakten: 

  • Mauersegler können bei ihren Flügen Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 100 km/h erreichen. Meistens sind sie jedoch aufs Energiesparen aus – die langen, schmalen, sichelförmig gebogenen Flügel verschaffen viel Auftrieb und haben wenig Luftwiderstand, ermöglichen so langes Segeln und Gleiten.
  • Der Mauersegler ist so auf ein Leben in der Luft eingerichtet, dass seine kurzen Beine und kleinen Füße ihm das Starten von ebenem Grund nicht ermöglichen. Er kann den Körper nicht genug aufrichten, um genügend Luft unter seine großen Flügel zu bekommen.
  • Sein luftverbundenes Leben spiegelt sich auch im lateinischen Namen des Mauerseglers wider: Apus apus. Das bedeutet »fußlos«. Ein am Boden liegender Mauersegler braucht immer (!) Hilfe. Selbst wenn er erwachsen und unverletzt ist, kann er in der Regel nicht vom Boden aus starten.
  • Haussperling und Star stehen seit 2018 auf der Roten Liste der Brutvögel in Hamburg.
  • Gemeinsam geht´s besser:
    Spatzen sind gesellige Tiere, die in kleinen Trupps zusammenleben. Ob singen, Futter suchen, baden oder Nachwuchs aufziehen – sie machen alles gemeinsam. Selbst zum Schlafen sammelt sich der Trupp in einem Versteck. Das Leben in der Gruppe hat einen entscheidenden Vorteil: Es bietet Schutz, denn viele Augen erkennen Gefahren schneller als zwei.
  • Das Nest der Mehlschwalben besteht aus etwa 2500 Schnabelladungen Schlamm.

Gemeinsam Kiebitze schützen

Der Verlust von feuchtem, offenem Grünland treibt immer mehr Arten in durch Ackerbau dominierte Landschaften. In besonderer Weise trifft dies auf den Kiebitz (Vanellus vanellus) zu, einen Charaktervogel des Offenlandes.

Kiebitze gehörten zu den Lieblingsvögeln des Charakterkopfes Harald Köpke, dessen Einsatz für den Landschafts- und Artenschutz in der NDR Nordreportage "Der für den Kiebitz kämpft" dokumentiert ist.

Nistplätze in Gefahr

Als Bodenbrüter mit dem Bedürfnis weit schauen zu können, haben es Kiebitze nicht ganz einfach in unserer vielfach genutzten Landschaft. Woher sollen die Kiebitze wissen, dass die großen, offenen Flächen, auf denen sie so gerne brüten, Äcker sind, die bewirtschaftet werden? Ihre natürliche Tarnung bewahrt sie zwar vor Fressfeinden; sie bewirkt aber auch, dass Landwirte sie bei der Bearbeitung ihrer Felder übersehen können.

Das wollen wir gemeinsam verhindern! Leute vor Ort, Landwirte, die Stiftung Ausgleich Altenwerder, die Umweltbehörde und der BUND Hamburg - alle haben sich vorgenommen, dass möglichst viele Kiebitze hier in Wilhelmsburg einen sicheren Platz zum Brüten finden sollen. Landwirte bekommen die Infos von Kiebitzguckern, wo sich auf ihren Flächen brütende Kiebitze befinden. So können die Nester markiert werden und bei der Bearbeitung der Flächen ausgespart werden.

Kiebitz Küken brauchen Futter

Wenn sie nach knapp vier Wochen aus den Eiern schlüpfen, werden die Kiebitz Küken von ihren Eltern zu geeigneten Futterplätzen geführt, wo sie sofort eigenständig picken und fressen. Die Obhut und die Warnrufe der Eltern bewahren sie vor allerhand Gefahren; Futter suchen müssen die Kleinen jedoch von Anfang an selbst. Daher ist es wichtig, dass es neben den Brutgebieten auch Flächen gibt, auf denen die Kiebitz-Familien Futter und Deckung finden können.

Dazu dient diese Fläche der Stiftung Ausgleich Altenwerder. Es gibt hier eine große flache Senke, die sich im Winter mit Wasser füllt und an deren langen Uferlinien die Kiebitze bis weit ins Frühjahr hinein Nahrung finden können. Wenn es im Winter nicht ausreichend geregnet hat, um die Senke zu füllen, kann mit Pumpen nachgeholfen werden.

Weitere Infos

Schon gewusst?

Hier gibt es weitere spanndende Fakten: 

  • Im Deutschen trägt der Kiebitz seinen Namen nach seinem auffälligen Flugruf (kie-wit). Das englische Wort für Kiebitz ist lapwing. (leap = Sprung, Satz, hüpfen; wing = Flügel) - Name bezieht sich auf seinen Balzflug.  Auf die Flügelform bezieht sich sein lateinischer Name Vanellus vanellus, was „kleiner Fächer“ bedeutet.
  • Sein Flugstil ist eher gemächlich und mit seinen breiten, runden Flügeln schaufelt er sich regelrecht durch die Luft.
  • Auf dem Kopf haben Kiebitze eine auffällige Federhaube. Die ist lang und schmal und steigt nach schräg oben an. Sie wird auch als „Holle“ bezeichnet.
  • Der weiteste Kiebitzflug wurde 1927 beobachtet. Ein Schwarm flog über den Atlantik bis nach Neufundland.
  • Beid er Nahrungssuche klopffen Kiebitze manchmal mit einem Fuß leicht auf den Boden. Damit wollen sie vermutlich das Geräusch von Regentropfen nachahmen, um Würmer an die Erdoberfläche zu locken und diese zu verschlingen.
  • Kiebitze sind bei der Nahungssuche so erfolgreich, dass sie manchmal von Möwen verfolgt werden, die ihnen die gefangenen Würmer wieder abnehmen wollen.

 

Weitere Infoschilder zu Kiebitzen, Streuobstiwesen, Störchen und Amphibien folgen bald! 

Förderer

Gefördert durch die Norddeutsche Stiftung für Umwelt und Entwicklung (NUE) aus Erträgen aus der Lotterie BINGO! Die Umweltlotterie.

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